Samstag, 12. September 2009

Im Bus

Busfahren kann hier wahnsinnig interessant sein. Und wahnsinnig nervig. Hängt ganz davon ab, wann und wohin man fährt.
Szenario 1: Der Bus am Wochenende ins Stadtzentrum.
Buslinie 296 fährt von mir ins Stadtzentrum, genauer gesagt zum Busbahnhof Shivajinagar, von wo aus man in 15 Minuten Fußweg in der Shoppinggegend "Commercial Street" und der "MG Road" ist. Die Busse fahren alle 5-10 Minuten, einen Fahrplan gibt es zwar nicht, aber was sind schon 5 Minuten Warten hier in Indien! Also, der Bus, im Durchschnitt geschätzte 15-20 Jahre alt, aber meistens noch mit allen Sitzen und in der Regel verschließbaren Türen und Fenstern tuckert heran, ich steige ein und setze mich in den hinteren Teil des Buses. Die vorderen 4 Sitzreihen sind nämlich für Frauen reserviert und ich will nicht riskieren, später stehen zu müssen, nur weil es dann hinten schon voll ist und eine Frau sich auf meinen Platz setzen will. Der Bus ist dann so etwa eine halbe Stunde unterwegs und jedes zweite Mal setzt sich ein junger Inder neben mich um die Chance zu nutzen mit einem Ausländer zu reden. Echt lustig, meistens sind die total nervös aber es ist immer ziemlich interessant. Irgendwann kommt dann auch der Ticketverkäufer und nimmt einem 10 Rupien für die Fahrt ab. Tipp: Passend bezahlen, Wechselgeld ist vor allem in vollen Bussen rar! Die Fahrt ist dann aber entspannend, die Straßen am Wochenende sind nicht allzu verstopft und der Bus ist nur mäßig voll.


Szenario 2: Der Bus zur Rush-hour
Vor allem jeden Morgen und Abend ins Büro sieht das ganze so aus. Buslinie 500 nehme ich bis Marthahalli, dann umsteigen in Linie 30x bis Manipal. Die erste Herausforderung ist es, in den Bus reinzukommen. Wenn der Bus an der Haltestelle ankommt, ist er meistens schon so voll, dass die Leute zur Tür raushängen, also lasse ich den Bus ziehen und warte auf den nächsten. Nur leider ist jeder Bus so voll, also nehme ich den ersten, der ein kleines bisschen leerer aussieht: Ich versuche schneller als alle anderen auf die unterste Treppenstufe zu springen und drücke mich dann durch die Menschenmasse (alles Männer, Frauen sind ja vorne im Bus) nach innen. Wenn man erstmal drin ist, bleibt man drin - die Hoffnung auf einen Sitzplatz ist zwar eine unnötige, aber immerhin bin ich drin! Im Bus selbst ist es dann extrem eng, warm, stickig und es gibt schlechte Luft, auch weil viele Fenster nicht zu öffnen sind. Die Busse hängen immer schräg nach links, weil so viele Leute an der Tür hängen. Wie sich der Ticketverkäufer durch die Menschen drückt, ist mir immer wieder ein Rätsel! Ungefähr eine Stunde dauert die Fahrt mit dem Bus dann, wenn ich bei Martahalli rauskomme, bin ich meistens ziemlich erschöpft und verschwitzt. Der zweite Bus ist dann ähnlich, aber nicht ganz so voll. Man kommt immerhin noch ohne gesundheitliches Risiko in den Bus rein. Maximal passen in einen normalen Bus mindestens 80 stehende Leute rein, ausgelegt sind die Busse für vielleicht 40. Das Tempo ist entsprechend langsam.
Szenario 3: Der Volvo-Bus
Volvo-Busse sind die Luxusvaiante für die Mittelschicht. Klimatisiert, schneller und weniger voll. Dafür aber auch teurer, meistens so gut 50% teurer, das heißt die 4 Tickets ins Büro und zurück kosten dann 70 Rupien anstatt 40. Allerdings ist es sauber, es gibt frische Luft und es ist kein dauernder Kampf, wenn man drin ist. Meistens nehme ich den Bus, vor allem weil ich Angst um meinen Laptop in der Tasche habe, wenn ich im überfüllten normalen Bus bin. Manchmal bekomme ich da sogar einen Sitzplatz und kann entspannt die Stadt an mir vorbeiziehen lassen, während aus dem Lautsprecher an der Decke fröhliche Hindi-Musik trällert. Die entspannte Variante, eindeutig.
Eine U-Bahn oder ähnliches gibt es übrigens nicht - trotz mehr als 10 Millionen Einwohnern. Zur Zeit wird an der "Metro" gebaut, das wird eine Art Straßenbahn auf Stelzen, d.h. riesige "Fly-overs" aus Beton werden gerade gebaut, um darauf dann mal die Metro fahren zu lassen. Das ganze soll den Verkehr entlasten und ist auch dringend nötig!

2 Kommentare:

  1. Olá!

    Vielleicht klappt es jetzt mit dem Kommentar.
    Gibt es Radwege?

    Ciao,
    Michael

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  2. Olá,
    ne, Radwege gibt es nicht. Und es ist auch ziemlich gefährlich, als schwächstes Fahrzeug unterwegs zu sein...

    Nils

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