Samstag, 31. Oktober 2009

Pakistan und Indien

Um die Beziehung von Indien und Pakistan zu verstehen, muss man erstmal einen Blick zurueck werfen. Der indische Subkontinent, als die heutigen Staaten Pakistan, Indien und Bangladesh waren eine britische Kolonie - und zuvor seit Jahrhunderten kein geschlossener Nationalstaat, sondern eine Ansammlung verschiedener Fuerstentuemer. Die Briten fassten das ganze Gebiet dann in eine Kolonie zusammen, in der die einzelnen ehemaligen Fuersten weiterhin als Marionetten regieren durften. Und die regionalen Identitaeten auch nicht besonders in Frage gestellt wurde.
Mit der Unabhaengigkeitsbewegung war zunaechst geplant, dass das gesamte Gebiet zu einem neuen Staat wird - geplant war das so zum Beispiel von Mahatma Gandhi, der gegen die spaetere Teilung in Indien und Pakistan war. Aber ein Konflikt darueber, wie die Rechte von religioesen Minderheiten, vor allem der Muslime, geschuetzt werden wuerden, hat schliesslich dazu gefuehrt, dass 2 Staaten gegruendet wurden: Pakistan (inclusive Bangladesh, das hat sich in den 70ern von Pakistan geloest) und Indein. Die Regelung, welche Gebiete nun zu welchem Staat gehoeren sollten, sah folgendermassen aus: Die jeweiligen Fuersten konnten entscheiden, welchem Staat sie beitreten wollten, wobei da natuerlich jeweils erheblicher Druck ausgeuebt wurde. Ausserdem war die Idee, dass mehrheitlich muslimische Fuerstentuemer zu Pakistan gehoeren sollten und mehrheitlich hinudistische zu Indien.Soweit die Theorie, aber in der Praxis gab es zwei Mal Probleme: Der muslimische Fuerst des mehrheitlich hinduistischen Hyderabad wollte sein Fuerstentum Pakistan anschliessen, worauf Indien einmarschiert ist und das Gebiet annektiert hat. Das war kein besonders grosses Problem, da das Fuerstentum klein und Mitten in Indien gelegen war. Der Fall Kaschmir war komplizierter: Der dortige Fuerst, ein Hindu, schloss sich trotz muslimischer Mehrheit der Einwohner Indien an, was Pakistan nicht akzeptiert hat. Die Frage, wem Kaschmir rechtmaessig gehoert, war dann der Grund fuer Kriege und hat die anfangs angedachte starke Zusammenarbeit der beiden Staaten unmoeglich gemacht.
Mindestens genauso wie um das Gebiet Kaschmirs, eine angeblich wunderschoene Berglandschaft mit malerischen Bergketten, klaren Seen und viel schoener Natur, geht es darum, wer Recht hat. Und wer sein Gesicht waren kann.
Die Beziehung von Indien und Pakistan ist seitdem schwierig, wenn nicht feindlich. Dass Indien in den 70ern Bangladesh geholfen hat, von Pakistan unabhaengig zu werden, hat der Beziehung auch nicht gerade geholfen.
Mein Eindruck ist, dass Pakistan in Indien kaum mehr als Gefahr fuer die nationale Sicherheit wahrgenommen wird. Das Land ist zwar militaerisch stark und gilt vielen hier als unberechenbar, aber Indien vertraut auf die eigene Staerke, die durch das starke Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre nur noch gewachsen ist. Inzwischen gilt Indien auch international als verlaesslicher Partner, waehrend Pakistan eher der Unruheherd ist, der mit Terroristen paktiert. Aussenpolitisch steht Indien im Vergleich zu Pakistan also ziemlich gut da.
In den Zeitungen wird taeglich ueber Pakistan berichtet. Meistens geht es dabei um Anschlaege, Unruhen, Gewalt - das Bild, das vermittelt wird, ist das eines Landes nahe am Chaos. Der aktuelle Besuch von Hillary Clinton wird auch aufmerksam verfolgt, nicht ohne regelmaessig die USA dafuer zu verurteilen, dass diese Pakistan seit Jahren sehr viel Geld fuer die Terrorbekaempfung geben, das Pakistan aber angeblich zweckentfremdet. (zum Schaden Indiens?)
Erstaunlicherweise wird das Thema Afghanistan hier ziemlich wenig reflektiert. Wobei Indien doch das erste Opfer eines starken und radikalen Islamismus in Afghanistan und vor allem Pakistan waere. Afghanistan wird als Problem der USA gesehen, mit dem Indien eigentlich nichts zu tun hat. Entweder ich schaetze da etwas komplett falsch ein - oder die indische Politik ist da extrem kurzsichtig (oder tut so, als sei sie es).
Manchmal habe ich das Gefuehl, die Beziehung von Indien und Pakistan ist wie die zweier voneinander enttaeuschter ehemaliger Liebhaber: In Frieden vereint, hat man sich ueber einem Punkt verkracht, der es eigentlich nicht wert gewesen waere, die ganze Beziehung zu zerstoeren. Und das sehen beide auch ein. Aber trotzdem hat man sich seitdem so regelmaessig und zielsicher verletzt, gegenseitig geschwaecht und dem anderen das Leben schwer gemacht, dass ein zurueck unmoeglich ist. Es ist zu spaet. Aber beide bedauern, dass sie damals, als es noch moeglich war, nicht ganz anders gehandelt haben. Und das geplante "Freunde bleiben" nach den beiden Staatsgruendungen hat nur Wochen gehalten.

Samstag, 24. Oktober 2009

Indien: unity in diversity?

So, jetzt gibts mal ein Thema, das nicht zur Abstimmung stand, aber hier unbedingt reingehoert. Aus unserer deutschen oder auch europaeischen Perspektive erscheint Indien oft als ein Land wie jedes andere. Klar, es ist gross, ueberbevoelkert und fremd - aber doch ein Land wie viele andere auch.
Winston Churchill, als Indien noch Teil des britischen Kolonialreiches war, sagte einmal, dass Indien eine geografische Bezeichnung sei, so aehnlich wie ein Breitengrad oder der Aequator. Aber kein Land.

Nun, die britische Kolonialzeit ist seit ueber 60 Jahren vorbei und Churchill muss bei allen seinen Verdiensten und schlauen Worten (hat er nicht auch den "iron courtain" erfunden?) ja nicht nimmer Recht haben. Und schon gar nicht muss alles so sein wie vor mehr als einem halben Jahrhundert.
Traditionell war Indien fast nie als Zentralstaat organisiert, sondern in kleineren Fuerstentuemern, Koenigreichen - regional abgegrenzten Gebilden also, vielleicht vergleichbar mit der politischen Landschaft in Deutschland vor dem 19.
Jahrhundert. Die Briten haben da auch wenig daran geaendert, regiert wurde im wesentlichen damit, dass man sich die lokalen Herrscher zu Freunden gemacht hat oder diese kontrolliert hat. Indien waere auch viel zu gross gewesen, um es als kleines England militaerisch zu unterdruecken. Und wo wir gerade bei der Geschichte sind: Indien ist auch das erste Land der Welt, das von einem privaten Unternehmen regiert (d.h. ausgebeutet) wurde, der East India Company.
Aber zurueck zur Vielfalt: Aehnlich wie in Deutschland die Bundeslaender, so haben sich auch in Indien starke Bundesstaaten erhalten, die meinem Eindruck nach relativ viele Kompetenzen haben. Und - anders als in Deutschland - sind die Lebensbedingungen, kulturellen Hintergruende und Sprachen sehr unterschiedlich. Ein Bauer aus Bihar in Nordindien, dem aermsten Staat mit noch hoher Analphabetenrate, grosser Armut und schwacher Entwicklung der Wirtschaft wird sich wohl in Bangalore ueberhaupt nicht verstaendigen koennen. Weil kein Mensch hier die regionale Sprache aus Bihar spricht (ausser ein paar Zugreiste vielleicht) und der Bauer wohl weder Kannada (regionale Sprache hier) noch Englisch sprechen wird. Whow. Das heisst, die Leute koennen sich im eigenen Land oft nicht verstaendigen! Hindi, die neben Englisch offizielle Amtssprache, kann offiziell gut die Haelfte der Bevoelkerung sprechen, die Haelfte! Stellt euch mal Deutschland vor, wenn die Haelfte der Deutschen weder Deutsch noch Englisch sondern nur einen regionalen Dialekt sprechen kann!
Und das ist nur die Sprache. Unterschiede ziehen sich tief in den Alltag: Andere Feiertage, andere Goetter, anderes Essen (ja, es gibt DAS indische Essen naemlich ueberhaupt nicht), andere Hautfarbe. Und hier sind wir bei einem anderen wichtigen Punkt: Inder aus der Naehe von Tibet oder Bhutan sehen anders aus als Inder aus Karnataka. Und es gibt hier auch Rassismus - keinen gegenueber Auslaendern, oh nein. Rassismus gegenueber Indern mit dunklerer Hautfarbe, die sind traditionell eher minderwertig.

Und jetzt lassen wir die unterschiedlichen Religionen (zwischen denen es seit der Staatsgruendung schon oefters gewaltsame Konflikte gab), Bildungsniveaus, sozialen Schichten, Kasten usw. weg. Ich glaube die Message kommt auch so rueber: Die Inder sind verdammt unterschiedlich!
Und was ist mit der Einheit? Das finde ich total faszinierend, trotz aller Unterschiede, Gegensaetze und Konflikte habe ich das Gefuehl, dass sich die Menschen hier sehr stark mit "Ihrem" Indien identifizieren. Und stolz darauf sind, was sie erreicht haben, stolz auf die Stabilitaet in einer sehr instabilen Region der Welt (Tibet, Pakistan, Iran, Sri Lanka), stolz auf die Demokratie in einer Region der politischen Konflikte (alle Nachbarlaender ausser Bhutan) uns stolz auf ihre Vielfalt. Das heisst nicht, dass immer alles rund laeuft, aber insgesamt ist das doch ziemlich faszinierend.
Ein Satz, den mir eine Inderin zu dem Thema gesagt hat, drueckt sehr viel aus: "Weisst du, Nils, in 30 Jahren wird Europa vielleicht dort angekommen sein, wo Indien jetzt ist. Mit dem Unterschied, dass die kulturelle Vielfalt in Europa vielleicht nicht so gross ist und es weniger Konflikte gibt."
Vielleicht hat sie Recht.

Dienstag, 20. Oktober 2009

Als Auslaender unterwegs

Ich werde euch einfach mal berichten, wie es so ist hier als Auslaender in der Stadt unterwegs zu sein. Am Anfang war mir das total bewusst, dass alle an meiner Hautfarbe sofort sehen, dass ich Auslaender bin, aber inzwischen denke ich da kaum daran, wenn ich unterwegs bin. Gewoehnungssache wahrscheinlich.
Grundsaetlich wird mir hier auf der Strasse oder im Bus zum Beispiel immer irgendwie besondere Aufmerksamkeit zuteil, zumindest fuehlt es sich so an, weil immer mal wieder Leute mich laenger anschauen, als das fluechtige Bemerken, das eigentlich normal ist. Meistens ist das nicht unfreundlich, aufdringlich oder unangenehm, sondern einfach nur interessiert. Teilweise habe ich mich aber auch schon unwohl in meiner Haut gefuehlt, wenn ich eine gefuehlte Ewigkeit angestarrt wurde, zum Beispiel im Bus oder irgendwo auf dem Gehweg in einer Gegend wo normale Touristen nicht shoppen gehen.
Viele Leute sind aber einfach auch interessiert und sehr freundlich zu mir. Oft laechele ich vorsichtig, wenn mich Leute anschauen und sehr oft passiert es mir, dass mein Gegenueber dann zuruecklaechelt, etwas was in Deutschland sehr selten waere. Und nicht selten freuen sich Leute auch, wenn ich bei Ihnen etwas einkaufen will, sie nach dem Weg frage oder ansonsten freundlich zu sein versuche. Ich habe das Gefuehl, dass es geschaetzt wird, wenn ich das Gefuehl gebe, dass ich die Kultur hier akzeptiere und nicht auf die Menschen herabschaue oder so. Es kam auch schon ein paar Mal vor, dass zum Beispiel im Bus sich jemand neben mich gesetzt hat (meistens juengere Maenner) und sich einfach mit mir unterhalten hat. Wie ich heisse, was ich in Bangalore mache, wie es mir gefaellt und Tipps gegeben haben wo ich mal hinsoll, was man hier so machen kann usw. Einfach so und total ungezwungen und freundlich. Ich frage mich, ob das einem Inder in Deutschland auch so ergehen wuerde.
Nachteil am offensichtlich Auslaender sein ist, dass man manchmal als wandelnder Dollarschein gesehen wird, und zwar von allen die sich schnelles Geld versprechen. Das kann mal ein Rikschafahrer sein der einen ueberhoehten Preis verlangt, ein Obstverkaeufer der den Touristenpreis berechnen will oder ein Bettler, der ueberzeugt ist dass Auslaender grosszuegiger sind. Am nervigsten ist es aber wenn man im Stadtzentrum unterwegs ist und immer von irgendwelchen Leuten angesprochen wird, dass man doch mal in diesen oder jenen Souvenirshop gehen soll...
Oft erfaehrt man aber als Auslaender eine Vorzugsbehandlung bei ganz alltaeglichen Dingen. Oft habe ich das Gefuehl, dass ich zum Beispiel im Restaurant freundlicher behandelt werde, dass man mir gegenueber mehr Geduld aufbringt als Einheimischen und dass ich mir auch mehr erlauben koennte. Im Bus kam es schon ein paar Mal vor dass mir jemand seinen Sitzplatz angeboten hat (was ich natuerlich immer abgelehnt habe) oder dass der Ticketverkaeufer mir Bescheid gibt, bevor ich aussteigen muss - ohne dass ich ihn darum gebeten habe.
Insgesamt kann man sich hier als Auslaender echt wohlfuehlen - klar ist man "gebrandmarkt", aber eher auf eine positive als auf eine negative Art und Weise.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Aktuelle politische Themen

Weil ich nach 2 Monaten in Indien nicht von mir behaupten will, mich auszukennen, habe ich mir einfach die „Times of India“, eine der größten (und meiner Meinung nach die beste) Tageszeitung gekauft. Die Ausgabe für den Bundesstaat Karnataka, wie große deutsche Tageszeitungen wird auch hier regional angepasst.
So, und jetzt wollen wir mal schauen, was es so gibt:
Ganz oben auf der Titelseite wird berichtet über die Wahlen in drei Bundesstaaten diese Woche. Die Umfragen prognostizieren in allen drei Staaten einen Sieg der Kongresspartei, allerdings dürfte es wohl nirgends zu einer absoluten Mehrheit reichen. Kongress ist hier grob gesagt „mitte-links“, also eher die Partei der Arbeiter und Bauern. Das Staatssystem in Indien ist ähnlich aufgebaut wie in Deutschland, das heißt in einem föderalen Staat teilt sich die Zentralregierung in Delhi die Macht mit den Bundesstaaten. Insgesamt gibt es knapp 30 Bundesstaaten - Karnataka, der Staat in dem Bangalore ist, hat ca. 120 Millionen Einwohner und gehört zu den größeren. Die Grenzen der Bundesstaaten sind grob entlang der Sprachgrenzen gezogen, d.h. jeder Staat hat dann auch seine eigene Sprache.
Aber zurück zur Zeitung. Oben rechts wird über die Folgen der Überschwemmungen in Karnataka berichtet. Vor etwa einer Woche ging es los, eventuell habt ihr davon auch in den deutschen Nachrichten gehört. Naja, auf jeden Fall ist die Ernte hunderttausender Bauern vernichtet, es gibt tausende Tote und noch viel mehr Obdachlose. Der Zeitungsartikel erläutert die möglichen Maßnahmen der Regierung von Karnataka, den Opfern zu helfen und das dafür notwendige Geld aufzutreiben. Anscheinend sind Mehrwertsteuererhöhungen im Gespräch. Das Wetter ist seit ich in Indien bin ein großes Thema – zuerst aber dominiert von einer Dürre in Nordindien, mit der Folge dass Millionen Bauern hungern werden. Verschärft wurde die Lage dadurch, dass wegen Stromknappheit die meisten Wasserpumpen nicht laufen konnten und damit auch keine künstliche Bewässerung möglich war. Die Maßnahmen der Regierung um den Bauern zu helfen, waren minimal.
Der dritte große Artikel auf der Titelseite erläutert die Wachstumsaussichten der Wirtschaft. Die Industrieproduktion ist im Jahresvergleich um 10,4% gestiegen, das Bruttoinlandsprodukt um „nur“ 6,5% - die Regierung verspricht jedoch, dass die aktuelle Krise bald überwunden ist und Indien zu gewohnten Wachstumsraten von mindestens 8% zurück kommt. Konjunkturpakete gab es hier übrigens keine. Weiter hinten in der Zeitung, aber passend zum Thema wird dann noch gemeldet, dass das Durchschnittsgehalt im Industrie- und Dienstleistungssektor dieses Jahr um 8% steigen wird. Wirtschaftliche Nachrichten sind hier ein erfrischender Gegensatz zu den deutschen: Positive Grundstimmung, die Verheißung auf eine bessere Zukunft, Erfolgstories.
Den Regionalteil über Bangalore werde ich mal auslassen. Wichtigste Nachricht dort ist ein Streik von Rikschafahrern gestern Nachmittag.
Im Teil „Times Nation“ gibt es zwei große Themen: Erstens die bevorstehende Militäroffensive gegen maoistische Separatisten (so genannte „Naxaliten“) in Indien. Gross diskutiert wird, ob es vertretbar sei, die Luftwaffe im Inland einzusetzen, um die Stellungen der Naxaliten zu schwächen, oder ob Spezialeinheiten der Armee angreifen sollen. Zweites wichtiges Thema ist der erfolgreiche Test einer indischen Rakete, die atomar bestückt werden kann. Ein weniger wichtiges Thema, das noch beleuchtet wird, ist die erfolgreiche Entwicklung einer neuen Behandlungsmethode gegen Diabetes durch ein indisches Forschungsinstitut.
Im Kommentarteil gibt es zwei große Themen: Die nuklearen Ambitionen des Iran und Pakistan. Iran wird hier ähnlich kritisch gesehen wie in Deutschland, mit dem Unterschied dass es hier weniger darum geht dass Iran irgendwelche Kontrolleure ins Land lässt sondern dass das Land nicht zur potentiellen Bedrohung für Indien wird. Pakistan wird hier erstaunlicherweise nicht als militärisch gleichwertiger Konkurrent gesehen, sondern als Hort von Instabilität und Unsicherheit, Terrorismus und Gewalt. Die Zusammenarbeit von den USA mit Pakistan wird dabei sehr kritisch gesehen und es wird regelmaessig von Anschlägen in Pakistan oder Problemen des Landes berichtet.
Der Teil „Times Global“ ist sehr kurz und beleuchtet Themen wie den gestern vergebenen Wirtschaftsnobelpreis, irgendeinen Besuch von Carla Bruni beim Psychiater und weiteres Weltgeschehen das man eigentlich nicht zu wissen braucht in Miniartikeln. Und natürlich nochmal Pakistan, die Story ist die ungerechtfertigte Verurteilung eines Regimekritikers in Lahore.
Der Wirtschaftsteil ist auch sehr kurz, es gibt hier gute Wirtschaftszeitungen die interessierte Leser für umgerechnet 5 Cent kaufen können (soviel kostet auch die Times of India). Die Soapstory der Wirtschaft ist der Bruderkrieg der Ambanis, zwei der reichsten und einflussreichsten Manager des Landes, die von Ihrem Vater das Konglomerat Reliance geerbt haben, geteilt haben und sich seitdem gegenseitig das Leben schwer machen. Außerdem gibt es noch verschiedene Erfolgsmeldungen von Unternehmen und Meldungen über das zunehmende Wachstum der Wirtschaft.
So, und jetzt bin ich bei den Anzeigen und dem Regionalteil, den ich aber mal auslassen will. Ich hoffe, das hat euch einen Einblick gegeben – natürlich ist die Liste der Themen nicht exklusiv und nur eine Momentaufnahme. Aber vielleicht ist das ja ein guter Startpunkt für eine Diskussion!

Freitag, 9. Oktober 2009

Als Fussgaenger

In Bangalore durch die Stadt zu laufen, ist ziemlich gefaehrlich. Im Zentrum, vor allem dort wo man gut shoppen kann, gibt es Gehwege - zwar sehr volle, aber immerhin. Nervig ist dort vor allem, dass einem alle paar Meter irgendwelche Verkaeufer sinnloser Produkte eine bewegliche Holzschlange, Pfauenfedern oder Mini-Schachspiele andrehen wollen. Gebettelt wird dort auch viel und aggressiv, es ist also nicht wirklich gemuetlich rumzulaufen.
Aber normalerweise ist der Gehweg hier eher vernachlaessigbar. Oft verlaeuft unter dem Gehweg ein Abwasserkanal, der durch teilweise lose Betonplatten abgedeckt ist. Darauf zu laufen ist teilweise seltsam, weil die Platten wie lose Steine hin und her wippen oder auch schonmal durchgebrochen sind. Ausserdem wird ein solcher Gehweg auch gerne als Verkaufsflaeche fuer Waren und Lebensmittel aller Art benutzt - und in weniger hektischen Gegenden auch als Stellplatz fuer die Zelte der Unterschicht.
Also: Ich laufe meistens am Strassenrand. Auf der Strasse. Und immer sehr wachsam und mit grossem Respekt vor allem was staerker ist als ich. Dazu gehoeren alle Arten von Autos, Motorraeder und Roller, aber auch Kuehe.
Generell gilt hier das Recht des Staerkeren. Wer mehr PS hat, oder auch eine lautere Hupe, der hat Vorfahrt. Und wer sich so Respekt verschaffen kann, kann natuerlich auch auf so unnoetigen Schnickschnack wie Licht in der Nacht oder den Blinker verzichten. Ich versuche also, mich so weit wie moeglich am Strassenrand zu halten und schaue immer, ob ich nicht einem staerkeren Verkehrsteilnehmer im Weg stehe. Ampeln oder gar Zebrastreifen sind aber teilweise reine Zierde und eher eine unverbindliche Empfehlung als etwas, woran man sich als Autofahrer halten wuerde.
Die rabiatesten Fahrer sind die der Rikschas. Das ist zwar ganz angenehm, wenn man in einer drinsitzt, weil man ziemlich schnell voran kommt, aber teilweise echt gefaehrlich, wenn man als Fussgaenger unterwegs ist.
Auf die andere Strassenseite zu kommen, ist oft auch recht schwer, vor allem bei den ueblichen 3-spurigen Verkehrsachsen ueberall. Da sich nicht alle an die Spuren halten und man auf beiden Seiten ueberholen kann, ist es oft auch schwer den Verkehr einzuschaetzen. Im Zweifel laufe ich einfach immer im Windschatten eines Inders, die werden schon wissen was sie machen.
Am Anfang fand ich auch die Abgase hier sehr unangenehm, aber inzwischen rieche ich die nicht mehr. Wobei man die Schwaden teilweise schon ueber die Strasse ziehen sieht, vor allem bei Daemmerung ein schoenes Bild... ;-)