Mittwoch, 2. September 2009

Cows

Um erstmal ein Gerücht zu zerstreuen: In Indien ist es sowohl erlaubt, Kühe zu schlachten, als auch Rindfleisch zu essen. Und selbstverständlich kann man es auch bekommen, wenn man sich bemüht, vor allem in internationalen Hotels.

Trotzdem isst hier eigentlich niemand Fleisch und schon gar nicht Rindfleisch. Im Hinduismus gilt die Kuh als heilig, weswegen man sie auch nicht schlachten und essen darf. Wer als gläubiger Hindu trotzdem nicht auf den Geschmack von Rindfleisch verzichten will, dem bleibt nur der Büffel, den man problemlos verzehren darf. Und da Büffel hier auch leben, ist das ganze eher unproblematisch.

Kühe sieht man hier aber regelmäßig, nur nie in einem Bauernhof oder etwas ähnlichem. Milch und Milchprodukte (vor allem Joghurt) sind sehr gefragt und so werden entsprechend viele Kühe benötigt, um den Bedarf zu stillen. Außerdem werden sie in der Landwirtschaft eingesetzt, vor den Pflug gespannt oder als Zugtiere für Wagen und Lastkarren genutzt. So ein Gefährt ist dann zwar langsam, aber immerhin müssen die Bauern nicht alles tragen.

In großen Städten sieht man die Kühe vor allem am Straßenrand rumstehen oder –liegen. Sie gehören in der Regel Leuten in der Nähe, die sie morgens und abends füttern, sie melken und sie nachts unter einem offenen, aber überdachten Flecken vor dem Haus schlafen lassen. Tagsüber sind die Kühe dann selbständig unterwegs, d.h. sie trotten auf der Straße rum, stehen in Gruppen am Straßenrand oder beschließen auch schonmal spontan, eine fünfspurige Umgehungsstraße zu überqueren: Was dann natürlich zur Folge hat, dass alle Autos anhalten müssen um zu warten, wie die Kuh mit unendlich langsamer Geschwindigkeit einen Fuß vor den anderen setzt.

Neben dem Rumliegen am Straßenrand und dem Rumstehen auf Straßen scheint die Lieblingsbeschäftigung der Kühe zu sein, auf Nahrungssuche zu gehen. Lieblingsziel der Kühe ist dabei der jeweils nächste wilde Müllhaufen am Straßenrand oder auf einem freistehenden Grundstück – es gibt kaum ein paar Quadratmeter Müll ohne eine Kuh in der Mitte, die zufrieden in einem Berg aus Plastik wühlt. Eigentlich ein trauriges Leben, viele Kühe sind auch stark abgemagert – was aber auch daran liegen kann, dass es einfach sehr viele alte Kühe gibt: Da sie heilig sind, werden sie mit fortschreitendem Alter von den Besitzern nicht etwa verstoßen, sondern nur umso mehr gefüttert.

Immer wieder ist es aber faszinierend, wie wenig die Kühe der Verkehr zu stören scheint, der in oft weniger als einem Meter an ihnen vorbeibrettert. Sie sind die einzigen Tiere, die sich in den verschmutzten Großstädten hier wohlzufühlen scheinen, trotz unvorstellbarer Luftverschmutzung und wenig grünen Flecken vor allem in den ärmeren Vierteln in denen die Kühe hauptsächlich anzutreffen sind.

Trotzdem würde ich mal wieder ein Steak essen. Heilige Tiere sind zwar schön und gut, aber warum können Religionen nicht mal Tiere heilig machen, die man nicht so gut verspeisen kann?

2 Kommentare:

  1. Warum gelten im Hinduismus gerade Kühe als heilig?
    In Indien gibt es dann bestimmt nicht so leckere Schlachtplatten wie in Portugal?
    Wie sieht es mit dem anderen Getier aus? Hast du täglich mit Schlangen, Spinnen oder Skorpionen zu kämpfen?

    Ciao,
    Michael

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  2. Gute Frage warum die heilig sind, keine Ahnung. Gibt aber auch gelegentlich heilige Affen und andere heilige Viecher. Schlachtplatten gibts hier nicht so gute, nicht mal so gute Burger! :P
    Schlangen und Spinnen gibts nicht so viele, Kakerlaken sind ziemlich üblich (zum Glück aber nicht in meiner Wohnung). Hunde gibts wie in Portugal...

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