Freitag, 9. Oktober 2009

Als Fussgaenger

In Bangalore durch die Stadt zu laufen, ist ziemlich gefaehrlich. Im Zentrum, vor allem dort wo man gut shoppen kann, gibt es Gehwege - zwar sehr volle, aber immerhin. Nervig ist dort vor allem, dass einem alle paar Meter irgendwelche Verkaeufer sinnloser Produkte eine bewegliche Holzschlange, Pfauenfedern oder Mini-Schachspiele andrehen wollen. Gebettelt wird dort auch viel und aggressiv, es ist also nicht wirklich gemuetlich rumzulaufen.
Aber normalerweise ist der Gehweg hier eher vernachlaessigbar. Oft verlaeuft unter dem Gehweg ein Abwasserkanal, der durch teilweise lose Betonplatten abgedeckt ist. Darauf zu laufen ist teilweise seltsam, weil die Platten wie lose Steine hin und her wippen oder auch schonmal durchgebrochen sind. Ausserdem wird ein solcher Gehweg auch gerne als Verkaufsflaeche fuer Waren und Lebensmittel aller Art benutzt - und in weniger hektischen Gegenden auch als Stellplatz fuer die Zelte der Unterschicht.
Also: Ich laufe meistens am Strassenrand. Auf der Strasse. Und immer sehr wachsam und mit grossem Respekt vor allem was staerker ist als ich. Dazu gehoeren alle Arten von Autos, Motorraeder und Roller, aber auch Kuehe.
Generell gilt hier das Recht des Staerkeren. Wer mehr PS hat, oder auch eine lautere Hupe, der hat Vorfahrt. Und wer sich so Respekt verschaffen kann, kann natuerlich auch auf so unnoetigen Schnickschnack wie Licht in der Nacht oder den Blinker verzichten. Ich versuche also, mich so weit wie moeglich am Strassenrand zu halten und schaue immer, ob ich nicht einem staerkeren Verkehrsteilnehmer im Weg stehe. Ampeln oder gar Zebrastreifen sind aber teilweise reine Zierde und eher eine unverbindliche Empfehlung als etwas, woran man sich als Autofahrer halten wuerde.
Die rabiatesten Fahrer sind die der Rikschas. Das ist zwar ganz angenehm, wenn man in einer drinsitzt, weil man ziemlich schnell voran kommt, aber teilweise echt gefaehrlich, wenn man als Fussgaenger unterwegs ist.
Auf die andere Strassenseite zu kommen, ist oft auch recht schwer, vor allem bei den ueblichen 3-spurigen Verkehrsachsen ueberall. Da sich nicht alle an die Spuren halten und man auf beiden Seiten ueberholen kann, ist es oft auch schwer den Verkehr einzuschaetzen. Im Zweifel laufe ich einfach immer im Windschatten eines Inders, die werden schon wissen was sie machen.
Am Anfang fand ich auch die Abgase hier sehr unangenehm, aber inzwischen rieche ich die nicht mehr. Wobei man die Schwaden teilweise schon ueber die Strasse ziehen sieht, vor allem bei Daemmerung ein schoenes Bild... ;-)

5 Kommentare:

  1. HI Nils,
    um auch mal was bei zu tragen und deinem Onkel zur Seite zu stehen: Wie ist das mit Verkehrsunfällen? Gibt es viele, bekommt man da was mit und wie ist es dann mit den Rettungswagen, kommen die durch? A propos, wie ist es allgemein mit der gesundheitlichen Versorgung? Gibt es sowas wie eine gesetzliche Krankenversicherung, wahrscheinlich nicht, oder? Und als Ausländer, hat man Chancen einen englischsprachen Arzt zu finden?
    Und wie ist das Straßensystem, haben die Straßen Straßennamen? In Seoul nämlich nicht, zumindest nur die Großen Straßen haben Namen. Das wird ein Spaß (-:
    Viele Grüße nach Bangalore,

    Sarah

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  2. Hi,
    Verkehrsunfaelle gibt es anscheinend relativ viele, gesehen habe ich nur einen. Da lag ein bewusstloser Motorradfahrer auf der Kreuzung, zum Glueck war schon ein Krankenwagen da. Aber es ist extrem gefaehrlich. Gut ist nur, dass man bei den vielen Staus nicht so schnell fahren kann...
    Krankenwaegen wird Platz gemacht, wo Platz ist, was oft nicht der Fall ist. Die sind aber relativ klein oft und beweglich, also ich wuerde sagen hier in der Stadt ist das ganz ok, es gibt auch viele (oft kleine) Krankenhaeuser.
    Eine gesetzliche Krankenversicherung gibt es fuer alle mit geregelten, unbefristeten Arbeitsvertraegen und deren Angehoerige. Also maximal ein Viertel der Bevoelkerung. Und die deckt auch nur Krankenhausaufenthalte ab, keine Medikamente, Zahnarzt oder sowas. Alle anderen koennen nur hoffen, dass es bei ihnen in der Naehe ein staatliches Gesundheitszentrum gibt, das aber angeblich grauenhafte Qualitaet bietet. Die Reichen haben first-class-Medizin, fuer Geld kann man hier alles haben.
    Ein englischsprachiger Arzt in Bangalore ist sicher kein Problem, hier sprechen selbst die Busfahrer grundlegendes Englisch. Auf dem Dorf und in Nordindien ist das aber anscheinend ganz anders, da sprechen die meisten wohl nur ihre lokale Sprache und ein paar Leute Hindi.
    Generell sind hier Gesundheitsleistungen aber sehr billig. Ich war einmal beim Arzt weil ich eine Infektion am Fuss hatte. Die Behandlung, plus Antibiotika, Verband, Schmerztabletten und Beratung hat mich ca. 4 euro gekostet.
    Die Strassen haben hier Namen, theoretisch super. Nur kennt die keiner, man orientiert sich an "landmarks". Das geht dann so etwa "hinter der xy kreuzung rechts, dann am wasserturm wieder rechts bis zum vodafone-shop und dann links". Aber google maps kennt die strassennamen, sehr praktisch. Ein Problem ist dabei noch, dass Strassennamen genauso wie Staedtenamen immer mal geaendert werden, das macht es auch nicht einfacher. Man will zurueck zu richtigen "indischen" Namen und weg von englischen Bezeichungen der Kolonialzeit. (deswegen wurde aus Bangalore auch Bengaluru und aus Madras z.B. Chennai)
    Zum Glueck hat Indien das System von Suedkorea nicht uebernommen. Wie finden sich die Leute denn da zurecht????

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  3. Es wäre sicher interessant in Indien eine Fahrprüfung abzulegen! Brauchen Rikschafahrer einen Führerschein?
    Übrigens tragen auch Kühe (und ihre "Abgase", einen Katalysator für Kühe wurde wohl noch nicht erfunden. Wäre eine Marktlücke!) stark zur Luftverschmutzung und auch zum Klimawandel bei!
    Nils, ein Fahrrad wirst du dir wohl nicht mehr zulegen, oder? Radwege gibt es sicher nicht...
    Sarah, du bist in Seoul? Dann habe ich eine Frage: ich hatte mit meinen Studis mal eine Mailpartnerschaft mit Deutschstudenten aus Seoul. Die südkoreanischen Studis haben uns geschrieben "bei uns lachen sogar die Polizisten immer". Tolles Land! Stimmt das?

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  4. Haha, also Fuehrerscheine braucht man hier auch. Und die Rikschas haben alle so nen Registrierungsschein innen kleben, inclusive Foto des Fahrers usw. Aber ob man das selbst ausdrucken kann, weiss ich nicht... ;-)
    Hey, ich hab mal gelesen dass in der Schweiz Gras entwickelt wurde, bei dem die Kuehe keine "Abgase" mehr produzieren. Muesste man mal schauen, was da draus wurde!
    Fahrrad wuerde ich hier nicht fahren, habe auch keines. Das mache ich dann wieder in Deutschland...

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  5. Hi,
    naja, vielleicht wird der Kommentar ja noch gelesen, jetzt, wo es schon den neuen Bericht gibt (-:
    Zu deiner Frage, Michael, ich fliege erst im Dezember nach Seoul (für 3 Monate incl. Praktikum im Goethe-Institut), deswegen kann ich deine Frage leider nicht beantworten. Ich werde aber mal darauf achten. Und das mit den Straßen habe ich aus meinem Reiseführer (-:

    Viele Grüße von der rothaarigsten Hostess der Frankfurter Buchmesse (-; (wird oder wurde darüber auch mal in den Zeitungen berichtet?),

    Sarah

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